Akkommodative Linse
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Einführung

Die Implantation von Kunststofflinsen in das menschliche Auge zählt heute zu den gängigen Eingriffen vor allem im Rahmen der modernen Kataraktchirurgie und gilt mittlerweile als die am häufigsten am Menschen durchgeführte Operation überhaupt.

Eine damit zugleich verbundene Wiederherstellung des Akkommodationsvermögens - definiert als die durch Brechkraftänderung des dioptrischen Systems des Auges, einschließlich Kunstlinse, hervorgerufene Fähigkeit unterschiedliche Entfernungsbereiche auf der Netzhaut scharf abzubilden - würde dem Ziel einer vollständigen visuellen Rehabilitation erheblich näher kommen.

Bedenkt man zudem, dass bei dem heute standardmäßig durchgeführten Operationsverfahren innerhalb der Kataraktchirurgie die natürlicherweise vorhandenen Akkommodationsstrukturen des Auges (Ziliarmuskel, Zonulafasern, Kapselsack) weitestgehend erhalten bleiben, so bietet sich deren Nutzung geradezu an.

Insbesondere aufgrund der durch mehrere experimentelle Studien belegten Tatsache einer bis ins hohe Alter erhaltenen Kontraktionsfähigkeit des Ziliarmuskels, 1 wurde und wird immer wieder versucht Linsenimplantate zu entwickeln, die eine willentlich über Ziliarmuskel und Zonulafasern vermittelte Akkommodation ermöglichen sollen.

Hierzu wurden/werden ganz unterschiedliche Wege beschritten. 2

Eine der grundsätzlichen Möglichkeiten beruht auf der durch axiale Verschiebung der Kunstlinse im Auge bewirkten Fokusänderung – dem so genannten „Fokus- oder Optik-Shift-Prinzip“, wobei je nach Lage der optischen Linse relativ zur Hornhaut unterschiedliche Brechkraftverhältnisse innerhalb des Gesamtsystems Auge resultieren.

Die theoretischen aus der geometrischen Optik bekannten Berechnungen hierzu ergeben beispielsweise bei einer axialen Verschiebung einer 21 Dioptrien starken Intraokularlinse von nur 1 mm nach vorne in Richtung Hornhaut bereits eine Brechkraftzunahme von ca. 1,5 Dioptrien. Je nach Ausgangsstärke der zu implantierenden Linse sowie Bulbuslänge variiert naturgemäß dieser Effekt, was zugleich erklärt, weshalb der beabsichtigte Akkommodationserfolg bei primär hyperopen Augen im Allgemeinen deutlich höher ausfällt. 3 Veranschlagt man darüber hinaus noch all jene Faktoren der so genannten „Pseudoakkommodation“ (reaktive Miosis, positives postoperatives Refraktionsdefizit, Astigmatismus myopicus etc.) zusammen mit durchschnittlich 0,5 bis 1,0 Dioptrien, so dürfte bereits eine mittlere axiale Verschiebung einer 21 dpt starken Intraokularlinse um 1,5 mm eine ausreichende Akkommodationsleistung erzielen.

Leider ist bei sämtlichen derzeit auf dem Markt zur Verfügung stehenden auf diesem Prinzip beruhenden Kunstlinsentypen mittlerweile eine merkliche Ernüchterung eingetreten. 4

Nichtsdestoweniger handelt es sich bei dem „Fokus-Shift-Prinzip“ um ein theoretisch richtiges sowie praktisch funktionierendes Prinzip, 5 welches jedoch nach weiterer sukzessiver Verbesserung verlangt.


 Dr. K. A. Müller • Am Holzberg 20 • 36304 Alsfeld • eMail